Gedenkstätten und Debatten
Die in diesem Kapitel gesammelten Texte
befassen sich mit der übergeordneten Frage, wie können oder sollten Orte des
Gedenkens oder der Erinnerung gegen das Vergessen und Verdrängen aussehen.
Welche Bedeutung können die ehemaligen Orte des Terrors in der heutigen
Gesellschaft haben? Wie können Gedenkstätten pädagogisch und erzieherisch in die
Gesellschaften wirken?
Neben diesen zielgerichteten Fragen zeigt die
aktuelle Dokumentation der Ereignisse an unterschiedlichen Orten, dass diese
Fragen sich keineswegs im luftleeren und rein theoretischen Raum stellen. Vor
allem divergierende politische Interessen und Zielsetzungen unterschiedlicher
gesellschaftlicher Kräfte lassen mittlerweile von Gedenkstättenpolitik reden und
die Diskussionen um die Orte wirken wie Seismographen aktueller Entwicklungen
der Erinnerungskulturen.
Die chronologisch präsentierten Diskussionen um
das Holocaust-Mahnmal in Berlin spiegeln die unterschiedlichen Ideen für diesen
Bau und Vorstellungen für dieses Mahnmal wider. Soll es ein Mahnmal oder ein
Museum werden? Ist ein Denkmal für alle Opfer des Nationalsozialismus sinnvoll
oder eines, das der größten Opfergruppe der Juden gedenkt?
Ein weiterer Komplex betrifft die ehemaligen
Konzentrations- und Vernichtungslager. Es wird ein Überblick über die ehemaligen
Orte der Vernichtung gegeben. Gedenkstätten sind die Orte vor allem als
historische. Dort entstandene Institutionen widmen sich außerdem der
Dokumentation, Aufklärung und Aufbewahrung der historischen Überlieferung. In
Auschwitz, das zum Synonym für den industriellen Massenmord wurde, existiert
eine Internationale Jugendbegegnungsstätte, die ein pädagogisches Programm für
den Besuch des Lagers anbietet und den Ort als einem Ort des Lernens macht.
Eine andere Realität des aktuellen Osviecim
sind die Auseinandersetzungen, Streits und Debatten um den Gedenkort: Einzelne
Ereignisse, wie etwa die Planung eines Supermarkts am Gelände, sind keine
Einzelerscheinungen, sondern es gab sie in ähnlicher Form an anderen Orten wie
etwa Ravensbrück. Der Streit um die Kreuze in Auschwitz, der zu einem religiösen
und parteipolitischen Machtkampf um Symbole an diesem Ort auszuwachsen schien,
ist dokumentiert.
Im Weiteren werden konkrete Projekte des
Gedenkens in den Konzentrationslagern gezeigt, die an die Ermordeten erinnern:
Ausstellungen in Theresienstadt und Auschwitz, in der Gedenkstätte Oberhofen. Es
handelt sich oft um Zeichnungen und persönliche Dokumente, die aus den Lagern
erhalten blieben, etwa die Kinderzeichnungen aus Theresienstadt. Die Ausstellung
"Stumme Zeugen" des Fotografen Erich Hartmann, für den dieses Gedenkprojekt ein
Liebedienst an die Ermordeten bedeutete, entstand Mitte der neunziger Jahre und
wirft den Blick auf die Überreste der Stationen des Terrors, wie sie heute
erhalten sind.
Berlin:
Das Holocaust-Denkmal und
andere Denkmale
Nur wenige Minuten vom
Brandenburger Tor entsteht das "Denkmal für die ermordeten Juden in Europa" wie
es offiziell heißt, allgemein "Holocaust-Denkmal" genannt...
Der Zorn der Überlebenden:
Holocaust-Opfer in Osteuropa ärgern sich über die Pläne
für das Berliner Mahnmal
Bei Holocaust-Überlebenden in Osteuropa wächst die
Wut auf die Bundesregierung: Während in Bonn ein millionenteures
Holocaust-Mahnmal geplant wird, warten sie bis heute auf eine Rente...
Monumentale Gesten:
'De Volkskrant' zum Berliner Holocaust-Denkmal
Bis vergangenen Monat
versteckte sich die deutsche Wirtschaft hinter der allgemeinen Wiedergutmachung
der westdeutschen Bundesrepublik...
Michel Friedmann:
Parteifreund Diepgen Heuchler bei
Mahnmaldebatte
In der schier endlosen Diskussion um das geplante
Holocaust-Mahnmal hat das Vorstandsmitglied im Zentralrat der Juden in
Deutschland und CDU-Exvorstandsmitglied , Michel Friedmann, Berlins Regierenden
Bürgermeister Eberhard Diepgen heftig verbal angegriffen...
Oder vielleicht lieber doch
nicht?
Michael Naumann will Holocaust-Museum statt Mahnmal
Die deutsche Bundesregierung überlegt , statt
des in eine heftige Kontroverse geratene Mahnmals an die ermordeten Juden
Europas, in Berlin ein Museum zu errichten, das ständig an die Shoah erinnern
soll...
Diskriminierung von Sinti und Roma:
"Zigeuner kommen hier nicht rein"
In Berlin wird derzeit über das
geplante Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma beraten. Einige Politiker
halten es für überflüssig, zu viele Mahnmale würden ansonsten im Herzen Berlins
entstehen...
Mehr bürgerschaftliche
Erinnerung:
Üben für
Kranzabwurfstellen
Anlässlich des Gedenktages für die
NS-Opfer fordern Erinnerungsexperten in Berlin neue Formen für Gedenktage und
-stätten: für weniger staatlich verordnete und mehr bürgerschaftliche
Erinnerung...
Jüdisches Museum Berlin
Seltene Momente der Stille
Die Architektur erweist sich als
schwierig: Die verwinkelten Gänge des Baus verstärken die
Orientierungslosigkeit, die sich beim Besucher bald einstellt...
Jewish Disneyland:
Die Aneignung
und Enteignung des "Jüdischen"
Zum Beispiel Berlin:
Nirgends wird der Mythos des "Jüdischen" so exzessiv inszeniert und zelebriert
wie im Umfeld der Oranienburger Straße. Im Herzen von Ostberlin gelegen, kam
dieses Viertel bis zum Fall der Mauer herunter. Architektur aus der
Vorkriegszeit inzwischen meist restauriert vermittelte den Geschmack einer
vergangenen Zeit und zog Besucher in großen Scharen an, aber auch Künstler,
Medienagenturen...
Wien setzt Maßstäbe:
Grundstein für Holocaust-Denkmal gelegt
Drei Jahre dauerte die Diskussion
um ein zentrales Denkmal für die ermordeten Juden Österreichs am Judenplatz. Der
Vorschlag von Simon Wiesenthal wurde zwar vom Wiener Oberbürgermeister prompt
aufgenommen, aber dann folgte eine heftige Diskussion...
Gedenk- und Bildungsstätte:
Haus der Wannsee-Konferenz
Am 20. Januar 1942 verhandelten hier fünfzehn Spitzenbeamte der
Ministerialbürokratie und der SS unter dem Vorsitz des SS-Obergruppenführers
Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, über die
organisatorische Durchführung der Entscheidung, die Juden Europas in den Osten
zu deportieren und zu ermorden. Nach diesem Ort wird die Besprechung als
"Wannsee-Konferenz" bezeichnet. Zum 50. Jahrestag der Konferenz 1992 wurde in
der Villa eine Gedenk- und Bildungsstätte eröffnet...
"Synagogue Memorial":
Beth
Ashkenaz in Jerusalem
Die Geschichte unserer Organisation begann mit der
Idee, ein Gedenkbuch aller im Novemberpogrom zerstörten Synagogen zu
erstellen... |
Auschwitz und andere ehemalige Konzentrationslager
Internationales Auschwitz Komitee:
Nachrichten aus Auschwitz
1944 war das schlimmste Jahr in der Geschichte des
Konzentrationslagers. Alles was wir uns unter Auschwitz vorstellen, geschah in
diesem Jahr: die Vernichtung der Juden erreichte ihren Höhepunkt. Niemals waren
mehr Häftlinge in Auschwitz gefangen - über hunderttausend...
Auschwitz ... Westerbork:
Die Lager und Gedenkstätten
Liste der Lager - Gedenkstätten...
Gedenkstätten in Polen:
Auschwitz
Erinnern heißt wachsam sein -
Pädagogische Arbeit in und mit NS-Gedenkstätten...
Exkursion nach Auschwitz:
Die Hölle auf Erden, die den Namen
Auschwitz trug
Was war Auschwitz und was ist Auschwitz?...
Umstritten:
Einkaufszentrum gegenüber von
Auschwitz
Das umstrittene Einkaufszentrum in unmittelbarer
Nähe der Gedenkstätte Auschwitz wird in veränderter Form fertig gestellt...
Kreuz in Auschwitz:
Der Streit um das Papstkreuz
spitzt sich zu
Mit der Berufung auf die Religion kommt hier keine
Seite weiter. Im Gegenteil. Alles wird nur noch schlimmer...
Es hagelt Proteste, die Kirche
schweigt:
Das Kreuz ist
außer Kontrolle geraten
In Auschwitz hungert ein polnischer Abgeordneter
für den Verbleib des "Papstkreuzes"...
Der Primas der polnischen
Katholiken:
Das Kreuz soll in Auschwitz bleiben
"Wenn es den Juden hier nicht gefällt, können sie ja
gehen."
Im Streit um die inzwischen knapp 100 Holzkreuze vor dem ehemaligen
Konzentrationslager Auschwitz hat sich der Primas der katholischen Kirche Polens
Jozef Glemp auf die Seite der ultrakatholischen und antisemitischen "Verteidiger
des Papstkreuzes" gestellt...
Katholischer Antisemitismus
in Auschwitz
"Po-lin"
bedeutet "Hier nächtige!"
Mit diesem hebräischen Wort für Polen beginnt im
Talmud der Satz: "Hier wollen wir nächtigen, bis Gott die Verstreuten abermals
sammeln läßt"...
Der Holokaust der Sinti
und Roma:
Weltweit erste Daueraustellung in
Auschwitz
In Block 13 des Stammlagers Auschwitz
I wurde am 2. August nach jahrelanger Vorbereitungsarbeit die weltweit erste
ständige Ausstellung über den Holokaust der Sinti und der Roma eröffnet...
Exhibition in Auschwitz:
The Romany Holocaust
2 August 2001. This day, in the
former Auschwitz I camp, the first exhibition worldwide documenting the Romany
holocaust opened at block 13...
Das
Konzentrationslager Nohra:
Die Spur nach Buchenwald
Vor siebzig Jahren errichteten
die Nazis im thüringischen Nohra das erste Konzentrationslager in Deutschland.
In dem Dorf erinnert heute nichts mehr an den Vorläufer von Buchenwald...
Theresienstädter Gedenkbuch:
Die Opfer der
Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt, 1942-1945
This publication was
supported by a long list of government and private agencies (including the
German Foreign Service), museums and other institutions. Its publication has
been awaited impatiently and with much anguish in Germany and the lands of the
former Grossdeutsche Reich, especially since the publication of the two volumes
of the Gedenkbuch of T heresienstadts Czech victims from the Protektorat
Boehmen und Maehren of the Reich...
Kinderzeichnungen aus Theresienstadt:
"Zeichne, was du siehst"
"Sei doch mein Kopf ein Wasser und meine
Augen ein Tränenquell, daß ich weinen könnte Tag und Nacht um die Erschlagenen
der Tochter meines Volkes"...
Petr Ginz:
Ein Junge aus Prag in Theresienstadt
Persönliche Dokumente, Texte und
Zeichnungen von Petr Ginz zeigen uns ein begabtes Kind und machen deutlich, wie
Unrecht und Gewalt in das Leben der Menschen eingegriffen haben und wie Petr,
reif für sein Alter, damit fertig zu werden und mit Würde zu bestehen versuchte...
Erich Hartmann:
Dachau
Wenn man früher von Dachau sprach, dann
meinte man damit die schön gelegene, mehr als 1000 Jahre alte Stadt in der Nähe
von München; die nahe gelegenen Moore waren ein Lieblingsmotiv vieler
Landschaftsmaler...
Ignatz Bubis
Gedenken in Bergen-Belsen
Die Jüdische Gemeinschaft in aller
Welt begeht heute den "Jom haShoah v'haGwurah", den Gedenktag zur Erinnerung an
das ermordete europäische Judentum und des heldenhaften Widerstandes in der
Nazizeit...
Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz:
Gedenkstätte Osthofen
Einen Tag nach den letzten
halbwegs freien Wahlen zum neuen Reichstag errichteten örtliche
Nationalsozialisten am 6. März in den Gebäuden einer seit 1927 leer stehenden
Papierfabrik in Osthofen/Kreis Worms ein "wildes" Konzentrationslager...
Ravensbrück:
Bundesstraße über
KZ-Gelände
Die Lagergemeinschaft
Ravensbrück/Freundeskreis e.V. verwahrt sich entschieden dagegen, dass eine
Straße über KZ-Gelände geführt wird...
Was Faschismus bedeutet:
Lidice-Ausstellung in
Ravensbrück
Die Ausstellung befindet sich in einem Raum des
sogenannten Zellenbaus (Bunker) und besteht aus einer Tafel mit einer
allgemeinen Darstellung der Ereignisse von Lidice, sechs Tafeln mit
Kurzbiographien von sechs Frauen sowie einem Videofilm, in dem diese sechs
Frauen die schrecklichen Erfahrungen schildern...
Bilder aus Dora:
Zwangsarbeit im
Raketentunnel 1943-1945
Das Deutsche Museum zeigt bis
Juli 2001 eine Sonderausstellung zum Thema Zwangsarbeit. "Bilder aus Dora -
Zwangsarbeit im Raketentunnel 1943-1945" behandelt sicherlich einen der
extremsten Fälle der Ausbeutung von Zwangsarbeitern im Dritten Reich...
Sobibor:
Gedenkstätte aus Asche und Knochen
In den 16 Monaten, in denen die deutschen Behörden hier ein
Vernichtungslager betrieben, wurden zwischen 200.000 und 250.000 Menschen sofort
nach ihrer Ankunft vergast... |
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